„Wir schützen die Artenvielfalt und damit auch unser Leben und unsere Zukunft. Das geht nur gemeinsam mit der Landwirtschaft. Durch die Umsetzung der Biodiversitätsstrategie und der Feldflurprojekte konnte in Hessen erstmals eine Trendwende für einige bedrohte Arten auf unseren Äckern, wie beispielsweise Feldhamster oder Grauammer, herbeigeführt werden“, erklärte die Ministerin.
Das Umwelt- und Landwirtschaftsministerium arbeitet intensiv daran, Naturschutz und Landwirtschaft zu verbinden. Bestes Beispiel dafür sind die genannten Feldflurprojekte, die 2018 ins Leben gerufen wurden, und wirkungsvolle Maßnahmen zum Schutz bedrohter Arten in der Landwirtschaft beinhalten. Arten, wie der Feldhamster, die ihren Lebensraum auf landwirtschaftlich genutzten Flächen haben, stehen im Fokus. „Erstmals seit Beginn der Erfolgskontrolle für den Feldhamster in Hessen haben wir in 2022 mehr als 1.000 Feldhamsterbaue in Maßnahmen nachgewiesen. 2018 waren es noch 311 Baue“, erklärte Dr. Tobias Erik Reiners, Vorsitzender der Hessischen Gesellschaft für Ornithologie und Naturschutz. Auch weitere Arten der Feldflur wie die Grauammer zeigen eine Trendwende: „Hier in Hochheim haben wir wieder 25 Reviere der Grauammer. In der Wetterau sind es über 110 Reviere", so Reiners.
Runder Tisch Landwirtschaft und Naturschutz
23 Millionen Euro für gemeinsame Projekte
Entscheidend für die Artenvielfalt auf Hessens Feldern und Wiesen ist zudem der Runde Tisch Landwirtschaft und Naturschutz. Vergangenes Jahr hatte die Hessische Landesregierung gemeinsam mit Landwirtschafts- und Naturschutzverbänden eine Kooperationsvereinbarung unterzeichnet. Zur Umsetzung stehen im kommenden Doppelhaushalt 23 Millionen Euro zusätzlich zur Verfügung. „Damit bauen wir unter anderem die Biodiversitätsberatung beim Landesbetrieb Landwirtschaft aus“, erklärte die Ministerin – eine Maßnahme, über die auch im Biodiversitätsbericht 2021 berichtet wird.
Paradebeispiel für den Einsatz für die Artenvielfalt
„Ich freue mich sehr unseren Bericht hier auf dem landwirtschaftlichen Betrieb der Familie Schreiber vorstellen zu können, denn Uwe Schreiber und seine Familie setzen sich mit großem persönlichen Einsatz für die Artenvielfalt ein“, erklärte die Ministerin. Der Betrieb nimmt am Projekt „100 nachhaltige Bauernhöfe“ teil, setzt Maßnahmen im Rahmen des Agrarumweltmaßnahmen-Programms HALM um und engagiert sich so für den Erhalt der Artenvielfalt. Neben 15 Hektar Weinbau bewirtschaftet die Familie noch 83 Hektar Ackerland sowie 1,7 Hektar Grünland. Vor allem im Feldhamsterschutz ist die Familie Schreiber aktiv, legt sogenannte Hamsterhotels und Blühflächen an. Von den Maßnahmen profitieren auch andere Arten wie Fasane, Feldhasen oder Insekten.
„Landwirtschaft ist im Sinne des Naturschutzes ein zweischneidiges Schwert. Einerseits verlieren wir durch die Bewirtschaftung Arten aus unserer Agrarlandschaft. Andererseits sind Arten wie der Feldhamster an landwirtschaftliche Strukturen angepasst. Hamster brauchen Getreideflächen – sie kommen weder in Wald noch auf Wiesen vor. Die Landwirtschaft hat deshalb die große und schwierige Verantwortung inne, täglich den Kompromiss zwischen Landbewirtschaftung und Naturschutz zu finden. Herr Schreiber schafft das“, honorierte auch Dr. Klaus Erdle, Fachbereichsleiter im Amt für ländlichen Raum im Hochtaunuskreis. Das Amt plant die Naturschutzmaßnahmen gemeinsam mit dem Betrieb und unterstützt bei der Umsetzung.
Balance zwischen Produktivität und intakter Umwelt
„Als Landwirt ist man eng mit der Natur verbunden. Die Auswirkungen von Klimawandel, Flächenverlust und Strukturwandel sind hautnah erlebbar. Wichtig ist es, eine Balance zwischen Produktivität und einer intakten Umwelt für die nachfolgenden Generationen zu schaffen. Wir setzen diese Punkte erfolgreich um. Schon nach drei Jahren ist eine extrem hohe Artenvielfalt und eine deutlich gestiegene Dichte von Insekten, Fasanen, Feldhasen, Rebhühnern und nicht zuletzt auch Hamstern auf unseren Flächen zu beobachten. Deshalb bin ich froh und zufrieden mich einbringen zu können“, erklärte Uwe Schreiber sein Engagement.
Kennzahlen aus dem Biodiversitätsbericht 2021:
- 26,2 Mio. Euro Naturschutzmittel im Haushalt des Umweltministeriums im Jahr 2021
- 7.621 Maßnahmen in hessischen Natura 2000- und Naturschutzgebieten in 2021 umgesetzt
- 16,2 Prozent der landwirtschaftlichen Fläche in Hessen ökologisch bewirtschaftet in 2021
- Artenreiche Agrarökosysteme auf 16.500 Hektar gefördert in 2021
- 10 Prozent des Staatswaldes dauerhaft ungenutzt
- 205.793 Mitglieder in anerkannten Naturschutzvereinigungen in Hessen im Jahr 2021
Weitere Kennzahlen und Beispiele zum Einsatz für Biologische Vielfalt in der Landwirtschaft finden sich im Biodiversitätsbericht 2021 https://umwelt.hessen.de/sites/umwelt.hessen.de/files/2022-10/biodiversitaetsbericht-2021_bf.pdfÖffnet sich in einem neuen Fenster
Hintergrund
Der Biodiversitätsbericht wird jährlich vom Hessischen Umweltministerium herausgegeben. Er liefert Einblicke in die Arbeit der ehren- und hauptamtlichen Akteurinnen und Akteure für den Naturschutz in Hessen und berichtet zur Umsetzung der Hessischen Biodiversitätsstrategie. Weitere Informationen: https://biologischevielfalt.hessen.de/biodiversitaetsstrategie.htmlÖffnet sich in einem neuen Fenster