Hessisches Ministerium des Innern, für Sicherheit und Heimatschutz

Durchgangslager Friedland vor 77 Jahren errichtet

Das Grenzdurchgangslager Friedland gilt als „Tor zur Freiheit“. Es wurde am 20. September 1945 in dem kleinen Ort Friedland in der Nähe von Göttingen in Niedersachsen errichtet und hat bis zum heutigen Tage nichts von seiner wichtigen Bedeutung verloren.

Seit seiner Gründung sind mehr als 4,5 Millionen Menschen über dieses Lager in die Bundesrepublik Deutschland gekommen. Kriegsheimkehrer, Heimatvertriebene, (Spät-) Aussiedler und Flüchtlinge aus aller Welt wurden hier aufgenommen und vorläufig untergebracht. Heute befindet sich eine Außenstelle des Bundesverwaltungsamtes in Friedland, welche die Aufnahme koordiniert.

Große Bedeutung als Ankunftsort

Vor allem ab dem Ende der 80-er Jahre, nach dem Fall des Eisernen Vorhangs, kamen in großer Zahl Deutsche aus Russland und aus der ehemaligen Sowjetunion nach Friedland. Der Ort und das Lager haben für sie als Ankunftsort in der Bundesrepublik eine existentielle Bedeutung. Allein im Jahr 1990 trafen 400.000 Aussiedler in Friedland ein. Das Grenzdurchgangslager ist daher in ganz besonderer Weise ein kollektiver Erinnerungsort und ein Symbol der demokratischen Grundwerte wie Freiheit und Gleichberechtigung sowie der Rückkehr ins Heimatland der Vorfahren. Aktuell ist Friedland Anlaufpunkt für viele Flüchtlinge aus der Ukraine und deutschstämmige ukrainische Spätaussiedler.

„Das Grenzdurchgangslager Friedland symbolisiert den Beginn der Eingliederung der Spätaussiedlerinnen und Spätaussiedler in Deutschland. Es hat als „Tor zur Freiheit“ bis in die heutige Zeit einen ganz besonderen Stellenwert. Aktuell kommen monatlich rund 600 Spätaussiedler nach Deutschland, aufgrund des russischen Vernichtungskrieges auf die Ukraine auch viele Spätaussiedler deutscher Abstammung aus der Ukraine, in der rund 30.000 Menschen deutscher Abstammung leben. Friedland ist der Ort der Ankunft und ersten Aufnahme“, erklärt Landesbeauftragte Margarete Ziegler-Raschdorf.

Gedenkfeier der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland

Gemeinsam mit vielen weiteren Ehrengästen nahm die hessische Landesbeauftragte im Grenzdurchgangslager an der zentralen bundesweiten Gedenkfeier der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland zum Gedenken an die Deportation der Wolgadeutschen und schließlich aller Deutschen in der ehemaligen Sowjetunion teil. Die Gedenkfeier stand unter dem Leitwort: „Zukunft braucht Vergangenheit“. Im Anschluss an die Festveranstaltung legte sie gemeinsam mit den Teilnehmerinnen und Teilnehmern an der Friedlandglocke einen Kranz nieder.

Festrednerin des Tages war die Bundesbeauftragte für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten MdB Natalie Pawlik. Sie sei selbst als Spätaussiedlerin mit ihrer Familie im Jahr 1999 in Friedland angekommen, insofern habe dieser Ort für sie und ihre eigene Familiengeschichte eine ganz entscheidende und persönliche Bedeutung. In ihrem Festvortrag hob sie den Wert und die Notwendigkeit des Gedenkens an das schwierige Schicksal ihrer Landsleute hervor. Sie freue sich, dass sie als Bundesbeauftragte darüber auch mit vielen nachgeborenen jungen Russlanddeutschen sprechen könne.

Der Bundesvorsitzende der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland Johann Thießen hielt eine bewegende Grußansprache. Er schilderte den grausamen Alltag und das Sterben der aufgrund des Stalin-Erlasses im Jahr 1941 deportierten Russlanddeutschen. Die Geächteten seien in alle möglichen Regionen der Sowjetunion verschleppt und zur Zwangsarbeit verpflichtet worden. Die Folgen dieser Zeit seien in jeder Spätaussiedlerfamilie bis heute spürbar und stellten ein kollektives Trauma dar.

Im Anschluss an die von zahlreichen Gesangseinlagen begleitete Festveranstaltung, die von der Landesvorsitzenden der LMDR-Niedersachsen, Lilli Bischoff moderiert wurde, traf man nach der Kranzniederlegung zu Gespräch und Gedankenaustausch im Speisesaal des Grenzdurchgangslagers zusammen.